Mein Umgang mit Fleisch

10 Februar 2023

Fleisch, vegetarisch oder vegan??

War es einfach nur ein dummer Zufall, dass ich Krebs bekommen habe oder war mein Lifestyle schuld? Ich glaube, irgendwann haben wir uns alle schon einmal diese Frage gestellt. Und dementsprechend darüber nachgedacht, ob wir nun nach der Diagnose etwas an den Essgewohnheiten ändern sollten oder nicht.

Jede von uns hat absolut das RECHT es so zu sehen, wie sie will

Einige haben sehr viel verändert, andere lassen alles, wie es war. Es gibt kein richtig oder falsch. Immer wieder sehe ich in den Gruppen und Foren hitzige Diskussionen. Ich bin seit der Diagnose auf jeden Fall toleranter geworden. Die Krebsdiagnose macht ja schliesslich was mit uns. Nicht nur mit dem Körper, der eine Menge OPs und Behandlungen über sich ergehen lassen musste, sondern auch mit der Psyche. Es gibt keinen Masterplan, wie wir da am besten durchkommen. Horche in dich rein und finde einen Weg, der sich für DICH gut anfühlt.

Ich erinnere mich noch, dass kurz nach der Diagnose eine Frage immer wieder in meinem Kopf herumschwirrte. Und die lautete:

“Esse ich jetzt weiter Fleisch, verzichte ich auf Fleisch oder lebe ich ab jetzt sogar vegan?”

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mit dieser Frage Frieden schliessen konnte und die für mich richtige Balance gefunden habe.

Früher habe ich mir über meinen Fleischkonsum keinerlei Gedanken gemacht. Erst nach und nach, durch meine Ausbildung an der Akademie der Naturheilkunde und durch mein Eintauchen in die Welt der ganzheitlichen Gesundheit habe ich angefangen Fleisch etwas schiefer anzugucken.

Reden wir einfach mal über Fakten. Ein zuviel an Fleisch ist nicht gut weil

  • Tierische Proteine übersäuern den Organismus. Der Schlüssel für einen gesunden Körper liegt allerdings im basischen Millieu
  • Fleisch benötigt sehr viel Verdauungsenergie. Ein schwaches System ist schnell überfordert
  • Unverdaute Fleischreste (Aminosäureketten) gelangen in den Dickdarm – und füttern dort die schlechten, unerwünschten Darmbakterien
  • Fleisch enthält keinerlei Ballaststoffe
  • Zu viel tierisches Protein fördert die Ausscheidung von Calcium

Da sich alle diese Punkte aber eigentlich immer auf “ein zu viel von” beziehen, ist es kein Grund für mich komplett fleischlos zu leben.

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt, der ist ethischer Natur. Meine Vorbehalte gegen Fleisch lassen sich eigentlich hauptsächlich in diesem Bereich finden.

Kühe zum Beispiel gehören auf die Weide und dort fressen sie Gras und Kräuter. Da unsere Gesellschaft heutzutage aber alles immer billiger, billiger, billiger kaufen möchte ist die Realität für viele Kühe eher eine dauerhafte Stallhaltung, gefüttert wird Mais und Soja. Da dies keine artgerechte Nahrung für Kühe ist werden sie krank, dann bekommen sie Antibiotika…
Das Fleisch, welches wir so herrlich billig im Supermarkt erwerben hat eine völlig andere Fettsäurezusammensetzung als Fleisch von Tieren aus Weidehaltung. Bei Tieren aus Weidehaltung sind durchaus die guten Omega 3 Fettsäuren im Fleisch zu finden..und keine Antibiotika. Ich rede jetzt einfach mal ganz egoistisch nur von meinem Vorteil der Weidehaltung – für die Kuh, klar, ist es einfach auch ein lebenswertes Leben auf der Weide.

Geflügelfleisch wird ja immer als sehr “gesund” angepriesen, aber mit Geflügel habe ich ein fast noch grösseres “Ethik-Problem”.
Wir leben hier ja auf dem Land, haben einen grossen Garten und dort gibt es auch Hühner. Daher kann ich euch versichern: In freier Natur wachsen Hühner extrem langsam. Nach einem halben Jahr kann ich mit einem kurzen Blick immer noch die Neuzugänge von diesem Jahr ausmachen, sie sind einfach immer noch sehr viel kleiner als die anderen Hühner.
Die Hühner, die wir im Supermarkt kaufen sind etwa 3 Monate alt. Das finde ich wirklich schockierend, denn unter normalen Umständen wird ein Huhn in 3 Monaten nicht so ein fettes, propperes Ding. Da geht etwas absolut nicht mit rechten Dingen zu und machen wir uns nichts vor – alles, was das arme Huhn geschluckt hat um so schnell so gross zu werden landet dann mit dem Fleisch auch in unserem Körper. Wachstumshormone und Antibiotika.

Wurstwaren sind mit Vorsicht zu betrachten. In Wurst und Aufschnitt sind ohne Ende Lebensmittelzusatzstoffe enthalten. Man findet alles mögliche darin. Ein bisschen was für die Konsistenz, ein bisschen was für die Haltbarkeit, ein bisschen was für die Optik…Wenn dir nach Fleisch ist, bist du mit einem schieren Stück sicher besser bedient. Also hier in Spanien, wenn man Hackfleisch im Supermarkt kauft, enthält es um die 80% Fleisch. 80%??? Ist Hackfleisch nicht einfach Fleisch durch den Fleischwolf gedreht?? Nö. Im Supermarkt nicht. Da wird einem wieder sonst etwas untergejubelt. Also: ist dir nach Hackfleisch, geh zum Schlachter. Und lass es dir eine Lehre sein, immer ein Blick auf das Etikett zu werfen und Dinge zu hinterfragen.

Ich mag Fleisch und ich möchte es weiterhin essen- was also tun?

Um Fleisch aus dem Supermarkt, diese billig-billig Ware mache ich einen grossen Bogen. Artgerechte Haltung, also Fleisch von glücklichen Tieren ist meine Wahl. Der Preis? Sehr viel teurer, das ist klar. Um das auszugleichen, gibt es einfach viel seltener Fleisch. Zu Hause, im Alltag gibt es die meisten Gerichte fleischlos. Es gibt nämlich für die meisten Gerichte ein fleischloses Pendant, welches MINDESTENS genauso lecker ist. Die Bolognese-Sauce mit roten Linsen statt Hack, Chili con carne mit Kichererbsen statt Fleisch, etc. Es gibt sooo viele leckere Gerichte ohne Fleisch, dass es wirklich nicht fehlt. Aber man muss sich da erst einmal eingrooven. Ich habe da auch so meine Zeit gebraucht.

Ohne Fleisch fehlte immer etwas auf dem Teller

Am Anfang meiner fleischlosen Kocherei – das weiss ich noch- hatte ich immer das Gefühl, “es fehlt was auf dem Teller”. Einfach das Fleisch weglassen funktioniert nicht. Also stell dir ein Teller vor mit Schnitzel, Kartoffeln und Gemüse. Wenn du deiner Familie nun einfach Kartoffeln und Gemüse servierst machen sie ein langes Gesicht. Zu Recht.
Fleischlos kochen, damit es schmeckt und nichts fehlt bedarf einer kleinen Umgewöhnung. Schau dich nach neuen Rezepten um. ZB Currys oder Eintöpfe. Die ayurvedische Küche bietet da zB ganz viele tolle Rezepte. Lege dir einen guten Fundus an leckeren vegetarischen Rezepten zu. (Auf meinem Blog findest du auch viele leckere Rezepte).

Mein Umgang mit Fleisch, mit dem ich mich inzwischen sehr identifizieren kann ist also: Fleisch ja, aber wenig und dann gutes Fleisch, am liebsten mit bekannter Herkunft.
Mein Alltag besteht hauptsächlich aus leckeren vegetarischen Gerichten.

Ich weiss, dass die meisten von uns diese “Fleisch-Frage” sehr umtreibt. Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Sichte der Dinge eine Anregung geben.

Vielen Dank für die Bilder vom Fleisch an Eiliv Aceron @unsplash.com und vom Gemüse an Dan Gold @ unsplash.com

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