Meine Krebsgeschichte

17. August 2021

?Gern würde ich einen Raum schaffen, in dem wir unsere Geschichte erzählen können…?

..ich fange einfach mal an und freue mich, wenn du auch deine ganz eigene Geschichte erzählen magst. Es befreit wirklich, einfach drüber zu sprechen.

Bei mir wurde der Krebs im Juli 2020 im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung gefunden. Der Arzt hat sofort eine Biopsie beantragt. Er hat noch versucht, gute Stimmung zu verbreiten, so nach dem Motto “muss ja gar nichts bedeuten, aber wir gehen lieber auf Nummer sicher” aber in seinem Gesicht hat man eigentlich schon gesehen, dass er wusste, was er da auf dem Bildschirm gesehen hat.
Im August kam dann die Diagnose Hormonabhängiges, duktales Brust-Karzinom (13mm).
Erst sollte brusterhaltend operiert werden, aber die “Routineuntersuchung” eines benachbarten Knotens, den ich schon seit 7 Jahre in der Brust habe und der nie gewachsen ist hat sich dann (zur Überraschung aller) als weiteres Karzinom (23mm) herausgestellt. Jetzt wurde mir nahegelegt, die Brust zu entfernen.

Das Warten auf die OP war glaube ich die schlimmste Zeit.

Im September war es dann endlich soweit. Die Brust wurde entfernt und mir wurde gesagt “wenn die Lypmphknoten frei sind wird der sofortige Wiederaufbau begonnen”.
Ich wusste, wenn ich einen Expansor bekomme, wird eine Drainage gelegt. Ich erinnere mich noch, im Aufwachraum, ich glaube ich konnte noch gar nicht richtig sprechen, hab ich die Schwester angesprochen
“habe ich eine Drainage????”.
Sie guckt kurz auf meine Schläuche und sagt “Nö”

…erst viel später, als ich wacher wurde und mal unter die Bettdecke geguckt habe, habe ich sie entdeckt – *eine Drainage- “Jipieh”* Die Lymphknoten sind frei?.
14 Tage bin ich mit dem Ding rumgelaufen, später habe ich mich nicht mehr so drüber gefreut, haha.
Dann kam sie endlich ab und ich konnte mich auch allgemein wieder besser bewegen. In der Onkologie haben sie inzwischen auf das Ergebnis des Mamaprints gewartet um zu entscheiden, ob ich jetzt Chemo bekomme oder nicht.
Ich fühlte mich immer besser, daher war ich mir sicher, ich krieg keine Chemo.

Wie bekloppt auch, zu denken man könnte es irgendwie fühlen.

Als meine Onkologin dann sagte ich bekomme Chemo war ich total geschockt. Da meine Lymphknoten frei waren und mein Tumor hormonabhängig ist (wir also anschliessend noch die Tamoxifen-Karte als Ass im Ärmel haben) hat sie es bei 4 Chemos belassen. Zum Glück.
Ich habs recht gut weggesteckt, aber ich merkte schon, dass mein Körper von mal zu mal mehr abbaut. Daher war ich echt froh, als nach 4x Schluss war.
Inzwischen hatte ich sogar schon meine zweite Brust-OP, der Expansor ist raus, Silikonprotese rein.

Fühlt sich komisch an, aber sieht gut aus. Besser als vorher, um ehrlich zu sein.

Nun fehlt mir nur noch die Brustwarze. Der Plastische Chirurg ist mit einer Delle nicht ganz zufrieden, daher will er noch eine Eigenfetteinspritzung machen. In der selben OP. Wieder mit Vollnarkose. Puh, das hatte ich so nicht erwartet und habe eigentlich keine Lust mehr auf OP. Wenns nur um die Delle ginge würde ich es einfach abblasen, aber die Brustwarze, die will ich schon mitnehmen ?
..nun warte ich also wieder auf den Anruf. Ich denke es wird so Oktober/November, aber ist ja auch egal. Hat keine Eile.

Und wie geht es mir sonst so?
Mal so, mal so, aber meistens gut.

Wenn ich von einer Frau höre, dass der Krebs wieder da ist kriege ich eine Krise..meist erhole ich mich aber recht schnell wieder.
Vor ca 15 Jahren hatte ich eine Eileiterschwangerschaft, die beinah schlimm ausgegangen währe. Jahre später hatte ich rückblickend gemerkt, dass ich eigentlich psychologische Hilfe gebraucht hätte. Nicht wegen der Fehlgeburt sondern wegen der Nah-Tod Erfahrung.
Diesmal will ich es besser machen. Also bin ich Mitglied beim örtlichen Krebsverband geworden (und werde dort jetzt auch Vorträge zum Thema Krebsprävention und Ernährung geben) und habe nach deren psychologischen Angeboten gefragt. Ich habe Montag einen Termin..mal sehen, wie das so ist.
Ich bin Ernährungsberaterin und habe eine Zusatzausbildung für ganzheitliche Gesundheit gemacht. Daher ist es für mich logisch, mich in der Prävention sehr auf die Ernährung zu konzentrieren. Da kann man selber echt viel machen.

Es gibt keine Anti-Krebs-Diät, aber Mikrotumore kommen bei sehr vielen Menschen vor, werden aber meistens vom Immunsystem iliminiert.

Daher dreht sich meine Ernährungsumstellung zwar auch um die Nahrungsmittel, die Antikrebspotential haben, aber mehr geht es darum, den Körper im Ganzen zu stärken. Wenn wir dem Immunsystem den Rücken frei halten ist es stark genug um auch bei uns in Zukunft die Mikotumore zu eliminieren. Davon bin ich überzeugt, und es ist auch mein grösstes Werkzeug gegen die Angst.
Ich merke, dass mein Körper immer fitter wird, und damit fühle ich mich geschützter.

Der Weg dahin ist auf jeden Fall ein Prozess, bei dem man sich Zeit lassen muss und erkennen muss, dass zwei Schritte vor und einer zurück auch zum Ziel führen.

Man muss sich einpendeln.
Ich hatte schon total radikale Essensphasen, davon ist man dann ganz schnell genervt…dann bin ich ins andere Extrem geschlagen..und so langsam pendel ich mich ein und finde meinen Weg.
Essen ist ein Thema, welches jetzt mehr Zeit in Anspruch nimmt. Das hat mich am Anfang sehr genervt und für viel Frust gesorgt…aber igendwann hab ich meine Einstellung dazu geändert und sehe es jetzt als “Selbstachtung”.
Ich achte auf mich selbst, in dem ich mir die Zeit nehme mich um meine Gesundheit zu kümmern. Seit dem ist der Frust weg. (meistens ?).
Was noch an Angst bleibt, damit muss ich lernen zu leben.

Es wird mit der Zeit besser, sagen Betroffene.

Man muss aber auch an sich arbeiten. Ich versuche mich daher seit der Diagnose auch mit Meditation und Qigong und so. Macht Spass, ist aber definitiv der Bereich, der mir am schwersten fällt. Sport ist auch wichtig (Meiner Meinung nach sind die drei grossen Säulen der Krebsprävention, die wir selber in dern Hand haben: Ernährung, Sport, Psyche).
Ich habe angefangen zu joggen und hatte irgendwann die wahnwitzige Idee 2022 einen Halbmarathon zu laufen. Ob ich das schaffe? Keine Ahnung. Aber ich probiere es. Es ist immer gut, ein Ziel zu haben, und so jogge ich jetzt regelmässig. Ich habe eine Whatsapp Gruppe gegründet

“Wir laufen dem Krebs davon – Halbmarathon 2022”.

Also wenn du da mitmachen möchtest, kannst du dich gern bei mir melden!
Ich habe in meinem Blog ausführlicher über das Thema “Mein Chemotagebuch” geschrieben (zum Chemotagebuch hier klicken) und es kommt noch ein Bericht zur Kühlkappe, denn die habe ich benutzt und deshalb habe ich noch Haare. 
Und jetzt bist du dran ?. Ich würde mich wirklich freuen, wenn immer mehr Frauen sich trauen, ihre Geschichte zu erzählen. Jede Geschichte hilft, damit das Thema Krebs ein kleines bisschen weniger “Tabu-Thema” wird. Und glaube es mir, es tut auch total gut. Ein bisschen, wie Therapie ?. Traust du dich?
Dieser Text ist eigentlich im Original ein Facebook – Post. Wie würde ich mich freuen, wenn du deine ganz eigene Geschichte im Kommentar des Posts hinterlässt! Hier geht es zum Post

Gleich auf Facebook posten ist ein bisschen zu gross? Wenn du magst, kannst du mir deine Geschichte auch per email schicken. Dann lesen sie nur du und ich (versprochen!)

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    Foto: das bin ich mit meinem Sohn Elié

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