Let´s run!

Ich habe eine Studie gelesen, in der die Testpersonen (nach Behandlung krebsfrei) auf einen Halbmarathon vorbereitet wurden. ..und  mir kam in den Sinn: warum machst du das nicht auch?

Am Abend sag ich also zu Thomas
-“2022 laufe ich einen Halbmarathon”
Und seit dem stehen sie im Raum…diese Zahlen….21,0975 km und 2022.

In einer Studie (Holms MD/ JAMA 2005) wurde festgestellt, dass moderater Ausdauersport (wöchentlich 3-5 Stunden laufen oder gleichwertiges) das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um bis zu 50% senkte.

50%!!! Eine andere Studie (Irwin ML/J Clin Oncol 2008) redet sogar von 45-67%. Der Effekt beruht auf einer Verbesserung der Sauerstoffversorgung der Zellen sowie einem Zurückdrängen des anerob ablaufenden Gärungsstoffwechsels der Tumorzellen. Ich lese wirklich viel zu dem Thema, höre Podcasts und “besuche” Krebskongresse. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie sehr Sport dabei unterstützt, gesund zu bleiben. 

Kann ich dich motivieren mitzumachen?

Wer jetzt denkt, ich jogge regelmässig, irrt gewaltig.

Ich habe angefangen zu joggen, da war ich so 20 (jetzt bin ich 48). Nach einem Monat tat mir die Hüfte weh und auch der Knöchel und ich musste zum Arzt und das war´s mit meiner Laufkarriere. Seit dem bin ich nie wieder gejoggt.

Aber im Sommer letzten Jahres, nach der Diagnose Krebs und während der gefühlt endlosen Wartezeit auf die OP musste ich irgendwo hin mit meiner Energie..oder meiner Wut…oder meiner Angst. Ich schwimme eigentlich gern, aber wegen Covid sind die Schwimmhallen geschlossen. Und dann habe ich halt in einem Ratgeber von dieser Studie gelesen. Natürlich gab es unter den Trainingsteilnehmerinnen weniger Rückfälle. Sport ist ja bekanntlich eine grosse Säule in der Prävention. Man könnte sich also genauso gut auch jeden anderen Sport suchen..aber irgendwas muss man ja machen und irgendwie hat es mir diese Idee, ohne gross darüber nach zu denken, angetan.

Ich bin kein ausgesprochen ehrgeiziger Mensch- also wenn´s nicht geht, dann geht´s halt nicht. Aber Biss habe ich schon und versuchen werde ich es auf jeden Fall..

Angefangen habe ich indem ich in meine täglichen Spaziergänge Intervalle von 5 Minuten langsam joggen eingebaut habe..dabei hab ich mit rotem Kopf auf meine Uhr gestarrt als könnte ich sie so dazu bewegen schneller zu laufen..

Bis 3 km bin ich gekommen.

Das war meine Laufstrecke zwei mal die Woche, dann kam die OP und ich war erst mal ewig ausser Gefecht. Nach Entfernung der Brust wurde noch in der selben OP mit dem Wiederaufbau begonnen, daher hatte ich nun also einen Expansor. Also so einen Beutel, der nach und nach mit Flüssigkeit gefüllt wird, damit die Haut an der Brust sich wieder ausdehnt. Aber erst mal hatte ich eine Drainage, denn aus so einer Wunde kommt jede Menge Wundflüssigkeit und die muss ja irgendwo hin. 2 Wochen bin ich mit diesem Schlauch und Auffanggefäss rumgelaufen. Joggen war nicht möglich.
Und da während der OP auch noch Lymphknoten aus der Axelhöhle entnommen wurden, hat es etwas gedauert, bis ich das Gefühl hatte meinen Körper wieder ganz normal benutzen zu können.
Und als ich wieder einigermassen fit war kam dann doch noch die Chemo. Meine Onkologin hatte gezögert, sich dann aber doch für die Chemo entschieden.

An Sport war also weiterhin nicht zu denken.

Aber spaziert bin ich. Jeden Tag. Das war wichtig.
Meine übliche Runde lag so bei 5-6km, aber mit fortschreitender Chemo wurde die Strecke immer kürzer. An den Tagen nach den Infusionen war es oft auch nur 1 km und Thomas musste mitkommen. Aber egal- in Bewegung bleiben.

Die Chemo liegt jetzt hinter mir. Zum Glück. Es hat aber trotzdem gut einen Monat gedauert bis ich mich fit genug gefühlt habe um langsam wieder loszulegen.

Die Betonung liegt auf langsam, haha. 1 km laufe ich jetzt…langsam und ich suche mir eine Strecke die schön ebenerdig ist…
…und es ist ganz schön anstrengend. Aber es freut mich auch.

Ein Anfang.

Also, als du die Überschrift gelesen hast, hast du bestimmt gedacht “das ist nichts für mich”. Ich hoffe, jetzt denkst du anders!

Wie du siehst- für mich ist das eigentlich auch nichts. Aber ich mach es trotzdem.

Bist du dabei?

Mit mehreren Frauen würde es doch viel mehr Spass machen! Und auch wenn wir alle an anderen Orten wohnen, wir könnten uns gegenseitig mit unseren Erfolgen motivieren. Los-gib dir ein Ruck!

Einen Monat später (Mitte März 2021):

Ich habe mich auf 3km hochgearbeitet. Diese Distanz laufe ich jetzt 2-3 mal die Woche und schaffe es ganz gut.

Brust OP – 1 Monat pausieren

Nun kam der Anruf, ich bekomme meine OP für den Wiederaufbau der Brust. Also, Expansor raus und Silikonprotese rein. Ausserdem wird die andere Brust angepasst denn, hey, ich bin 48 und mit einer Silikonbrust kann meine Brust wirklich nicht mehr mithalten. Also, beidseitige Brust-OP. Ich freue mich, auch wenn es, was das Laufen betrifft natürlich wieder bedeutet, dass ich pausieren muss. Und anschliessend wieder “von vorn” beginne. Aber egal- ein weiterer Schritt in meine neue Normalität. Mindestens 1 Montag Laufverbot hat mir mein plastischer Chirurg jetzt schon gesagt. Ich gehe also wieder spazieren.

Anfang Mai – ich laufe wieder los

Mein lieber plastischer Chirurg, Dr. Campillo hat zwar gesagt ich soll 4 Wochen mit dem Laufen warten, aber nach 5 Wochen fühlte es sich irgendwie immer noch nicht richtig an…ich warte noch.
Anfang Mai ging es aber endlich wieder los und ich merke die vielen Monate ohne Sport. Es fällt mir echt ganz schön schwer und ich brauche ein paar Wochen, bis ich wieder bei meinen 3km angekommen bin.

Thomas hat mir zum Geburtstag eine Polar-Laufuhr geschenkt und erschrickt sich über meinen Puls während der 3km…er googelt erst mal unauffällig ob mein Puls noch im vertretbaren Bereich liegt, aber das ist schon alles ok. Ich muss halt noch ordentlich trainieren. Die nächsten Runden achte ich mehr auf meinen Puls und laufe gegebenenfalls noch langsamer (obwohl da nicht mehr viel Luft nach unten ist 🙂 ) um nicht über 155 zu kommen. Das klappt aber auch jedes mal besser. Ist schon sehr motivierend zu sehen, dass mein Puls nach nur 2-3 laufen kaum noch über 145 geht. Schnelle Erfolge motivieren.

Also, nun haben wir Ende Mai und ich habe “meine Runde” gefunden. Sie ist 3,65km lang und ich brauche zwischen 30-33 Minuten. Thomas drängelt ich soll über meine Uhr ein Lauftrainig anfangen, Sprints einbauen etc aber ich würde eigentlich gern erst mal weiter diese Runde juckeln, bis ich sie ein bisschen “lockerer” schaffe.  Ich will mich auch mal über Erfolge freuen, merken, dass ich die Strecke gut schaffe ohne das Ziel immer sofort weiter zu stecken.

Ich bin bereit für mehr

Ich habe mich durchgesetzt und bin meine “übliche Runde” gelaufen. Wenn ich mir 35Min Zeit nehme bleibt mein Puls im Rahmen. Die Strecke schaffe ich gut und das macht Spass. Ich freue mich jetzt richtig aufs Laufen und lasse es nicht mehr ausfallen.
Am Wochenende waren wir zelten und ich bin am Strand gelaufen. Leider war die Batterie meiner tollen, neuen Polaruhr leer. Egal, dachte ich mir. Da du sonst 35Min läufst, läufst du halt 15Minuten in eine Richtung, dann drehst du um. Am Ende bin ich 40Minuten gelaufen (Rückweg mit Gegenwind) und es hat super geklappt, es hat mir Spass gemacht, es war ein toller Start in den Tag. Das Laufen fängt wirklich an, mir Spass zu machen.

Ich habe 5km geschafft

Inzwischen haben wir Anfang Juni und ich bin jetzt schon 2x 5km gelaufen. Ich bin total happy, denn so weit bin ich noch nie gekommen. Immer kam irgendeine OP oder Chemo dazwischen. Bis 21,0975km ist es zwar noch ein weiter Weg, aber ich kann jetzt Stück für Stück auf das Ziel zujuckeln..

Los, gib dir einen Ruck und fange auch an zu laufen. Es tut wirklich gut. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich kontaktieren würdest. Inzwischen haben wir eine Whatsapp Laufgruppe gegründet, aber wir sind erst drei Frauen. Wir würden uns SEHR über jedes neue Mitglied freuen. Leistungsdruck gibt es da nicht. Versprochen!

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    Photo credit: Alisa Anton at Unsplash

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